Thirty & Thirsty



Jetzt bin ich also 30 geworden vor drei Tagen. Für mich ein Beginn. Ganz am Anfang steh ich; das Erwachsenwerden ist vorüber, das Erwachsensein ist da. Nun hab ich keine Ausreden mehr, nun zählen Taten und Ergebnisse. Und schon seit längerem denk ich über die Bedeutung des Wichtigsten nach, das das Erwachsensein ausmacht: Verantwortung. Und dem Umstand ausgeliefert, nun 30 zu sein, ist mir die Tragweite unklarer als je zuvor. Aber ich fang ganz einfach an bei meinen Geburtstagsgeschenken und versuche, ersten Hinweisen nachzugehen. Zunächst bekam ich das Buch "Freaconomics" des vielfach ausgezeichneten US-Wirtschaftswissenschaftlers Steven Levitt, der erstaunliche Untersuchungen anstellt über alltägliche ökonomische Phänomene und verblüffende, aber doch zumindest amüsante, Antworten der ichwusste'sdochschonimmer-neinwerhättedasgedacht-Leserschaft präsentiert. Mich fasziniert vor allem das Vorwort: Er stellt klar, dass er von Mathematik, Ökonometrie, Finanzen, Weltwirtschaft, Konjunktur, Steuern und überhaupt von Wirtschaftstheorien gar keine Ahnung hat. Und dennoch ist er einer der momentan bekanntesten Ökonomen geworden, lehrend an der ehrwürdigen University of Chicago. Für mein Erwachsensein, für meine kommenden Taten, nehm ich mit, dass man mit Neugier, Menschenverstand und bewusster Ignoranz gegenüber Professionsdünkel eine Menge erreichen kann. Für seine eigenen Ziele und für neue Ziele, die man mit einer neuen Sichtweise so unglaublich lebhaft und ergreifend Anderen nahe bringen kann. Mein zweites Geschenk: Eine Art Schuldenerlass eines guten Freundes. Ich hätte das von ihm bekommene Geld so gar nicht zurückzahlen brauchen, aber ich wollte es tun, trotz herber monatlicher Einschnitte in meine Finanzen. Und nun schenkt er mir also ein beruhigtes Gewissen, wenn ich die Raten einstelle. Gutes zahlt sich aus. Ich werd es beherzigen und künftig dran denken, wenn ich mit mir hadere, über meine Kräfte hinaus für Andere da zu sein. Mein drittes Geschenk ist von einer liebevoll besorgten Kollegin: Ein Büchlein zum Rauchstopp. Zeit ist es ja eigentlich, schließlich bin ich erwachsen. Mein viertes Geschenk ist eine Reise in das heilige Land; eine Reise zu den biblischen Stätten Israels und Judäas, und in das Land, das jeden Tag mindestens eine Schlagzeile in den Nachrichten aller Medien weltweit einnimmt. Auch heute wieder. Auf Israel liegt so unvorstellbar viel Verantwortung - für die ganze Welt. Manche Orte sind bedeutsam, so viel bedeutsamer als andere und ich werde mit offenen Augen dieser Bedeutsamkeit begegnen. Als Deutscher, der ich nunmal bin, als säkular denkender Europäer - wie so viele Israelis es einst waren. Und hier im Blog werde ich die kommenden Tage, möglichst aktuell, meine Eindrücke schildern...